Früher, als die Sozialleistungen noch nicht so ausgebaut waren wie heute, mussten sich die «Arbeitslosen» viel einfallen lassen, um sich mit Schwarzarbeit durchs Leben zu schlagen. Folgende kleine Episoden und Erinnerungen wurden u.a. von Robert Kropf, Kurt Winistörfer, Leo Schenker und Max Meister weitergeleitet:
In der Zeit von 1895 bis etwa 1960 hauste in den Ställen und Scheunen der Bauern von Gretzenbach und Däniken ein Mann ohne festen Wohnsitz. Mit Wiesenblumen und Blumen aus fremden Gärten habe der Blüemli Sepp den Frauen schöne Sträusse geschenkt und damit für ihre Sympathie geworben. Für die Männer habe er Körbe geflochten. Deshalb war er auch als Korber-Sepp bekannt. War er einmal im Gespräch mit den Beschenkten, so wurde ihm meistens eine Gelegenheitsarbeit angeboten. Er war vielseitig begabt und hatte eine rasche Auffassungsgabe, viel Geschick und verstand es sehr gut, sich hilfreich und verständnisvoll einzubringen. Als Gegenleistung erhielt er Kost und ein vorübergehendes Logis.
Er war nicht der einzige Taglöhner in der Gemeinde. Da gab es noch einen Mauser. Dieser stellte Mäusefallen auf den Feldern auf. Pro gefangenes Tier erhielt er drei Rappen.
Ein anderer Passant war unter dem Namen «Granitzler» bekannt. Auf seinem Rücken trug er einen grossen Kasten mit vielen unterschiedlich grossen Schubladen. Darin waren Knöpfe, Nadeln, Fingerhüte und andere Mercerieartikel versorgt. Im Verkaufsangebot waren auch Halskrallen, Schmuck, Hosenträger, Gürtelschnallen usw.
Aus Ungarn kamen regelmässig Fahrende ins Niederamt. Für eine beschränkte Zeit liessen sie sich in der Kiesgrube nieder. Diese «Zigeuner» mit ihren braungebrannten Gesichtern und schwarzen Haaren hatten für die Einwohner und Einwohnerinnen etwas Unheimliches und Ungewohntes an sich. Man fürchtete sie. Ihren bescheidenen Lebensunterhalt verdienten sie sich als Geschirr- und Kesselflicker sowie als Scherenschleifer.
Ein regelmässig gesehener Vagabund war ein Mann mit Eselskarren. Er verkaufte exotische Früchte wie Bananen, Orangen, Feigen, Nüsse. Die Kinder sprangen hinter ihm her in der Hoffnung, dass auf den holprigen Naturstrassen etwas von der köstlichen Ware für sie vom Karren fallen würde.
In den Sommermonaten zogen oft fahrende Artisten durch die Gegend. Einer führte dressierte Äffchen mit sich. Einmal war sogar ein Bär mit von der Partie. Dieser trug einen Maulkorb. Aber wegen seiner Grösse blieben die Schaulustigen auf Distanz.
Als Dank für eine kleine Gabe bedienten die Artisten den mitgeführten Leierkasten und der zottelige Bär tanzte nach der Melodie. Diese Darbietungen wurden bewundert. Als die Artisten mit ihrem Bär weitergezogen waren, wollte jedes Kind mehr gesehen haben und rühmte sich im Nachhinein, dass es sich nicht gefürchtet hätte.
Autorin: Marianne Frei
Publiziert: Däniker Spate August 2015