Vom Löchli her kommend Richtung Rothacker rechts, auf der Höhe des Hofes Höli, befindet sich im Wald von Hennenbüel ein ungefähr 4 Meter hoher Erdhügel (Koordinate 640 441/242 714). Gegen den leicht ansteigenden Hinterhang war die bescheidene Erdburg durch einen Graben gesichert. Was mag wohl der Sinn dieser bescheidenen Anlage aus dem Mittelalter auf der «Burghalde» gewesen sein?
Hauptmerkmal einer solchen Turmhügelanlage, auch Motte genannt, aus dem früh- bis hochmittelalterlichen Wehrbaues war der künstlich aufgeworfene Burghügel, auf dessen engräumiger Plattform ein Holzturm stand. Es ist eine für das 9., 10. und 11. Jahrhundert charakteristische Bauweise und stellt die älteste Form, den eigentlichen Urtyp einer Burg dar.
Die Hennenbüeler Motte gehört zu den einfachen und kleinen Erdburgen.
Eine auffallende Ähnlichkeit zeigte die grössere Motte von Obergösgen. Diese Wehranlage wurde beim Bau des Kanals für das Kraftwerk Niedergösgen zerstört.
Der erste urkundlich fassbare Vertreter der Freiherren von Gösgen erschien im Jahre 1161 als Bernetus (Werner) de Gozequoven. Einer seiner Ahnen erbaute vermutlich die frühmittelalterliche Motte an der Aare in Obergösgen. Die Freiherren von Gösgen besassen Güter in Däniken, Dulliken und Hennenbüel. Es darf angenommen werden, dass vom Holzturm auf dem künstlich aufgeworfenen Erdhügel von Hennenbüel die alte Querverbindung zwischen dem Aaretal und dem Strigelübergang überwacht wurde.
Im Winter, wenn die Bäume kein Laub tragen, hat man von der Motte Hennenbüel gegen Norden und Osten einigermassen freien Blick. Man sieht die Kirche von Niedergösgen, deren Turm einst der Burgfried der Festung von Gösgen war. Diese liess Gerhard I. von Gösgen um 1230 errichteten.
Der alte Stammsitz der Freiherren von Gösgen liegt bei Obergösgen, innerhalb des Erdwerkes zwischen Aare und Stegbach. Es ist davon auszugehen, dass die Sichtverbindung zwischen der Motte von Obergösgen und der Erdburg von Hennenbüel zur Durchgabe von Signalen gedient hat.
Autorin: Marianne Frei
Quelle: Auszug aus Oltner Neujahrsblätter 1970, «Die Erdburg von Hennenbüel», Kurt Hasler
Publiziert: Däniker Spate August 2014
Nachfolgendes Foto
Erdburg von Hennenbüel. Aufnahme aus nordwestlicher Richtung mit Sicherungsgraben, rechts und Steilrampe gegen die Strasse Däniken–Strigelhöhe, links.