Im ausgehenden 19. Jahrhundert war Josef Schenker – Grossvater von Ruedi Schenker – Bannwart in Däniken, d.h. Aufsichtsperson über Wald und Flur. 1890 baute er an sein damals bereits 200-jähriges Bauernhaus an der Dorfstrasse eine Werkstatt, um Schuhsohlen aus Holz herzustellen.
Die Ahorn- und Buchenholzbretter wurden in die gewünschte Länge gesägt und anschliessend Vertiefungen für die Füsse eingefräst. Mit einem Spezialwerkzeug wurde rund um die Holzsohle eine Nute geschnitzt, damit der Schuhmacher den Oberschuh aus Leder aufnageln konnte. Nach der Fertigstellung wurden die Holzsohlen im Dachgeschoss nachgetrocknet.
1930 ging der Betrieb an die drei Söhne über. Die Werkstatt wurde um zwei Stockwerke erhöht. Vor und während des 2. Weltkrieges ging die Wirtschaft schlecht. Gummisohlen waren kaum noch erhältlich. Das wiederum liess die Nachfrage nach Holzsohlen steigen. Der Vorrat an rohen Holzbrettern wurde über den damals noch offenen Dorfbach auf einer Länge von 150 Metern gestapelt. Die Gebrüder Schenker Holzsohlenfabrikation beschäftigten zeitweise bis zu elf Personen. Nach dem Krieg wurde die Nachfrage nach Holzsohlen kleiner. 1965 schloss Ernst Schenker den Betrieb altershalber. Dadurch verschwand auch das Handwerk zur Herstellung von Holzsohlen.
Eine besondere Begebenheit soll die damalige Beliebtheit der Holzsohlen veranschaulichen. Statt «Beliebtheit» wäre es wahrscheinlich zutreffender zu sagen, «was damals üblich war». In jener Zeit lebte der reiche und einflussreiche Fabrikant Maurer in Däniken. Zu seiner Familie gehörte auch Dieter, ein schüchterner, grosser und schlanker Junge aus Deutschland, der hier die erste Klasse der Primarschule besuchte. Viele Jahre später erzählte Frau Maurer dem Holzbödeler Ruedi Schenker, dass sie einmal ihren Schützling fragte, warum er nicht gerne zur Schule gehe und immer weinend nach Hause komme? Darauf habe Dieter geantwortet, dass er von der Dorfjugend gehänselt und geplagt wurde, weil er keine Holzschuhe, sondern solche aus Leder trug!
Autorin: Marianne Frei
Quelle: Wissenswertes, überliefert von Rudolf Schenker, bekannt unter dem Dorfnamen Schenker-Chrogi.
Publiziert: Däniker Spate Oktober 2013
Nachfolgendes Foto
Holzlager über dem offenen Dorfbach für die Holzstösse- und Holzschuhfabrik, heutige Liegenschaft Sälistrasse 1 / Oberdorfstrasse, Aufnahme 1935 erhalten von L. Eggenschwiler.