Die schwer beladenen Schiffe liessen sich Aare abwärts von der Strömung treiben. Fluss aufwärts mussten sie auf den eigens hergerichteten Uferwegen von Schiffsziehern und Pferden gezogen werden. Damit die Zugseile nicht hängen blieben, mussten diese sogenannten Reckwege auf obrigkeitlichen Befehl hin von Zeit zu Zeit von Sträuchern und Bäumen gesäubert werden.
Die wildreissende und oft hochgehende Aare verursachte im Niederamt an den Uferverbauungen grosse Schäden. Die Schiffszieher suchten sich daher neue Wege. Beide Ursachen führten zu Landverlust und schmälerten den landwirtschaftlichen Ertrag der hiesigen Bauern erheblich. Sie brachten ihre Klagen über den Untervogt in Däniken beim Schultheissen von Olten vor. Weil alle Beschwerden nichts nützten und die Regierung in Solothurn nichts gegen die Schiffsleute unternahm, griffen sie zur Selbstwehr.
So auch im August 1710. Vor 303 Jahren, an Maria Himmelfahrt, als die Schiffsleute zwei obrigkeitliche Schiffe mit Salz beladen «obsich geführt» hatten, wurden sie von den Dänikern – die Männer mit Brüglen, die Weibspersonen mit Messern versehen – angehalten und bedroht. «Wann sie wiederum kommen werden, würde man sie nicht nur abbrüglen, sondern die Leinen verhauen». Die Aarburger Schiffszieher beschwerten sich bei der Regierung, dass «man sie mit Steinen beworfen hätte und sie ins Wasser stürzen wollte».
Der Schultheiss von Olten liess die Däniker den Vorfall begründen. Diese brachten ihren Ärger darüber vor, dass die bernischen Schiffsleute an allen hohen Festtagen die Feiertagsruhe störten. Deswegen sei es am Maria Himmelfahrtstag nach dem Gottesdienst, teils aus Verdruss, dass diese Leute den «so hoch feiertäglich gehaltenen Festtag so ärgerlich entheiliget», teils aus Eifer und Unmut, wie von solcher Schifffahrt ihrem Dorf empfindlicher Schaden zugefügt wird, zu dieser unerfreulichen Begegnung gekommen. Sie gaben zu, dass ein heftiger Streit ausgebrochen sei. Wenn nicht ein paar Kaltblütige unter ihnen eingegriffen hätten, wäre ein «grosses Unheil entstanden». Sie bestritten aber, dass sie tätlich geworden seien. Von Brüglen und Messern wollten sie nichts wissen. Wohl hätten einige Buben ein paar Steinwürfe gemacht und den Schiffsleuten zugeschrien: «Wann die Aarburger ihre Schelmen alle henken täten, würde man durch die Schifffahrt nicht mehr beschädigt werden».
Der Schultheiss bat die Regierung um Nachsicht und schilderte eindrücklich, dass die Bauern wieder neue Schiffswege dulden und dadurch wiederum Land verlieren mussten. Er befürchtete neue Angriffe auf die Schiffsleute, vor allem auch «weil die Weiber sich bald hitziger zeigten, als die Männer selbsten».
Autorin: Marianne Frei
Quelle: Nach einem Beitrag von Hans Brunner in den Jurablättern, Heft 2/Februar 1987
Publiziert: Däniker Spate August 2013