Bis spät ins Mittelalter wurde im Niederamt für den Eigenbedarf und für die Zehntenpflicht angepflanzt. Handel wurde noch nicht betrieben. Gemäss Zinsbuch des Stifts zu Werd von 1308 wurden folgende Naturalabgaben als Zins einkassiert:
Korn, Weizen, Hafer, Hühner und Bargeld. Später kamen Einnahmen aus dem Weidbetrieb und aus der Viehzucht dazu.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde das Leben merklich teurer. Die Bevölkerung nahm zu, die Preise stiegen. Die Armen haben Hunger gelitten. Viele Menschen lebten nur noch vom Betteln.
Um sich einen Überblick über die Vorräte an Getreide und Frucht bei den Bauern zu verschaffen, liessen der Schultheiss und der Rat der Stadt Solothurn am 22. Februar 1593 die Kornhäuser, Speicher und Zehntenscheunen durch den Seckelmeister besichtigen. Dabei stellte er fest, dass eine grosse Armut und ein folgenschwerer Mangel an Samen und Hafer herrschte.
Es musste unbedingt Abhilfe geleistet werden, sonst blieben viele Felder ungesät. Das Anpflanzen der Felder war eine dringende Massnahme gegen die Hungersnot. Zudem würden Einnahmen von Zinsen und Zehnten ausbleiben. Deshalb bat die Regierung das Stift, den ihnen zinspflichtigen Bauern (d.h. den Bauern des rechten Aareufers) so viel Hafer gegen Bürgschaft zu leihen, als sie zur Saat benötigten, unter der Bedingung, dass die Bauern nach der Ernte nicht das Geld, sondern den entlehnten Hafer zurückvergüten sollten.
An der Hauptstrasse in Däniken steht noch 2015 ein dem Zerfall geweihter Steinspycher mit Keller von 1537. Die Bevölkerung ist emotional mit dieser Zehntenscheune verbunden. Mit zahlreichen Initiativen wurde versucht, dem altehrwürdigen Gebäude eine Zukunft zu sichern.
Doch der Standort und die für heutige Verwendungen absolut unzweckmässige Raumeinteilung, ohne jegliche Infrastruktur, rechtfertigen den Erhalt des Spychers wohl nicht. Eine Versetzung an einen neuen Standort oder auf den Ballenberg sowie eine Restauration ohne Einbindung ins heutige Geschehen bieten keine nachhaltigen Lösungen.
Zukünftige Generationen können andernorts ähnlichen Zeitzeugen in Museen noch begegnen.
Der Däniker Spycher bleibt in verschiedenen Dokumenten und Fotos archiviert erhalten.
Autorin: Marianne Frei
Nachfolgendes Foto
Zehntenspycher von 1537 an der Hauptstrasse, Aufnahme von ca. 1925, erhalten von Lukas Mariastein